Iran Studienreise: Persiens poetische Seele

Von Frankfurt Airport geht es in knapp 5 Stunden nach Teheran. Die Millionen-Metropole am Fuße des Elburs Gebirge. Laut, geschäftig, modern. Mit Hochhäusern und U-Bahnen. Und dennoch blickt die Hauptstadt des Irans auf eine tausendjährige Geschichte und eine uralte Kultur zurück. Taxifahrt durch die dunkle Stadt ins Hotel. Es ist spät geworden. Die Aufregung und die Neugier auf dieses unbekannte Reiseland sind groß. Ob man überhaupt schlafen kann?

Stadtrundfahrt durch Teheran. Erstmal ankommen und wirken lassen. Bunte Fassaden zeugen von der einstigen Pracht der Hauptstadt. Mittendrin wartet eines der ältesten historischen Bauwerke: Der Golestanpalast. Wohin man schaut Malereien und Ornamente, orientalische Fliesenmosaike. Nicht weit von dieser Oase: Das Chaos pur! Der große Basar von Teheran. Dichtes Gedränge, Marktschreier, handgewebte Teppiche. Und der Duft von Kreuzkümmel und Kardamom. Der Iran mit allen Sinnen. Willkommen im Orient!

Eintauchen in die Geschichte des persischen Reichs. Persepolis, die alte Königsstadt. Schauplatz der Weltgeschichte. Zahlreiche Reliefs und Skulpturen. Spazieren durch imposante Säulenhallen. Soviel Prunk und Pracht! Mittags ein Picknick vor dieser geschichtsträchtigen Kulisse. Anschließend zu den naheliegenden Gräbern der Achämenidenkönige. Kreuzförmig in den Fels geschlagen. Und in der goldgelben Abendsonne ein unglaublicher Panoramablick auf die alte Hauptstadt der Perser.

Der Duft der Rosenfelder im Eram Garten. Das faszinierende Spiel mit Wasser, Licht und Schatten in den berühmten Parkanlagen. Wunderschöne Spiegelmosaike der Ali ebn-e Hamzeh-Moschee. Shiraz ist ein Ort zum Träumen! Eintauchen in die Welt der persischen Poesie. Am Grabdenkmal des weltbekannten Dichters Hafis den Worten des rezitierenden Reiseleiters lauschen. Bummeln durch die engen Gassen des Vakil Basars. Genüsslich in ein Kebab beißen. Und sich von Irans heimlicher Hauptstadt verzaubern lassen!

Die Fahrt ist lang, aber spannend. Es geht durch weites, dünnbesiedeltes Hochland. Trockene, fast wüstenartige Landschaft. Vorbei an gigantischen Salzseen, in denen sich die Berge spiegeln. Der Bakhtegan, der zweitgrößte See des Irans, fasziniert durch sein von Mineralien violett gefärbtes Wasser. Ein Stopp an den Ruinen von Sarvestan. Ein aus Lehmziegel erbauter Palast aus dem 5. Jhd. War das mal ein Feuertempel der zoroastrischen Glaubensgemeinschaft? Zurück im Auto lässt sich spekulieren.

Vor wilder Bergkulisse: Der Wallfahrtsort Mahan. Bereits aus der Ferne leuchtet die türkisfarbene Hauptkuppel der Sufi-Grabanlage. Prachtvoll glänzend. Im Shahzadeh-Prinzengarten fühlt man sich wie im Paradies. Verweilen und dem plätschernden Wasser der Kaskaden lauschen. Was für eine Idylle! Zurück in Kerman lockt der bunte Basar mit seinem Ziegelgewölbe. Im Badehausmuseum wird der Besucher in die Vergangenheit entführt. Aufwändiger Fliesenschmuck. So also badeten hier einst die Herrscher Kermans!

Entlang der Pistazienfelder. Auf der alten Handelsroute ins zentrale Hochland. Die Wüstenstadt Yazd ist bekannt für ihre traditionelle Architektur. Die aus Lehm erbaute Altstadt. Ein wuseliges Gewirr kleiner Gassen. Am Abend geht es zu der historischen Begräbnisstätte der Zoroastrier. Hier wurden so genannte „Himmelsbestattungen“ durchgeführt. Geier und andere Aas fressende Vögel waren dafür zuständig. Ein gruseliger Gedanke! Gut, dass heute nur noch Touristen die „Türme der Stille“ erklimmen.

Mitten in der Wüste spielt Wasser eine wichtige Rolle. Unterirdische Wasserläufe müssen das kostbare Gut von weit her in die Stadt leiten. Im Wassermuseum von Yazd wird man demütig: Was für ein Aufwand! Genauso ausgeklügelt war das antike Klimaanlagensystem: Fast jedes Dach in der Stadt zieren Windtürme. Flanieren durch die Altstadt. Vorbei an beeindruckenden Bauwerken. Verschnaufen in einem der Teehäuser. Der Blick schweift über die hellbraune Skyline der Altstadt. Yazd hat seine ganz eigene Magie!

Die unvorstellbaren Weiten der Wüste Dasht-e Kavir. Von steinig bis sandig. Stopp an einer alten Karawanserei in Meybod. Ein willkommener Halt für eine Tasse süßen Chai. Weiter geht’s in das Oasenstädtchen Nain. Die Freitagsmoschee wurde im Jahr 960 errichtet und gilt als eine der ältesten Moscheen des Landes. Bekannt ist die Stadt aber auch durch ihre handgeknüpften Teppiche. Klassisch orientalisch. Elegant und edel. Nain Teppiche zählen zu den schönsten der Welt. Am späten Nachmittag Ankunft in Isfahan.

Isfahan bedeutet laut einem persischen Sprichwort: die Hälfte der Welt. Idyllisch gelegen am Rande des Zagros-Gebirges in einer Fluss-Oase. Eine märchenhafte Szenerie aus imposanten Palästen, Moscheen und Mausoleen. Auf der Terrasse des Ali Qapu Palastes den sagenhaften Blick über den majestätischen Platz genießen. Die Fresken des Chehel Sotun-Palast bewundern. Sich im Labyrinth des farbenfrohen Basars verlieren. Hier möchte man bleiben. Schauen und Staunen. Isfahans weltberühmter Zauber wirkt!

Von dieser Stadt kann man nicht genug bekommen! Morgens wartet die große Jame-Moschee mit ihrer beeindruckenden Säulenhalle und die christliche Vank-Kathedrale. Ganz in der Nähe liegt ein privates Musikmuseum. Alte persische Instrumente bestaunen. Die Begeisterung der Eigentümer spüren. Persiens tiefe Liebe zur Musik! Am Abend ein Spaziergang über eine der historischen Bogenbrücken. Ein Schwätzchen mit den herzlichen Einheimischen. Der Abend klingt stimmungsvoll aus. Keiner möchte schlafen gehen!

Von der Märchenstadt ins abgelegene Bergdorf. Rote Lehmziegelhäuser, die sich an die steilen Hänge des Karkas-Gebirges schmiegen. Abyaneh. Der Name ist so malerisch wie der Ort selbst. Kleine Wildbäche fließen durch schmale Gassen. Traditionelle, stufenartige Architektur. Und eine uralte Geschichte, die sich die Einwohner bis heute bewahrt haben. Immer noch tragen sie ihre lokalen Trachten aus der Antike. Weiße lange Schals und bunte wallende Gewänder. So muss man sich als Zeitreisender fühlen!

Der kleine Ort Kashan ist bekannt für seine Rosenfelder und destillierten Kräuter-Essenzen. Schon früh wurde er zum Sitz wohlhabender Kaufmannsfamilien. Prunkvolle Herrenhäuser dominieren das Stadtbild. Granatapfelgärten. Plätschernde Wasserspiele. Im früheren Wohnhaus der Familie Tabatabai könnte man stundenlang die vielen Zimmer und Höfe erkunden. Das ehemalige Badehaus und die Koranschule der Bozorg-Moschee locken ebenfalls. Zu schade, dass die meisten Touristen hier nur durchreisen.

Noch einmal in Teheran. Flanieren durch die große Saad Abad-Palastanlage, die früher als Sommerresidenz der Schahs diente. Durch den weißen Palast, einst Empfangspalast Schah Rezas. Den Grünen Palast mit seinem gefärbten Marmor. Noch einmal auf ein Gläschen Chai ins Teehaus. Noch einmal Shisha-Duft schnuppern. Noch einmal Persiens köstliche Küche genießen: Grüner Hummus, Safranreis, Fladenbrot. Abschiedsessen in geselliger Runde. So viele gastfreundliche Menschen! So ein außergewöhnliches Land!

Am frühen Morgen geht es zum Flughafen. Im Taxi leichte Wehmut: Eine wunderbare Iran-Reise geht zu Ende. Begonnen hat sie in einem unbekannten Land. Abschied nimmt man als Freund. Bis zum nächsten Mal!