Kanaren-Wanderreise: Naturwunder La Gomera

Schon die Anreise ist ein kleines Abenteuer: Auf dem Deck der Fähre stehen. Den Fahrtwind im Gesicht. Salzige Luft schmecken. Mitten im Atlantik plötzlich gigantische schwarze Felsen über dem tiefblauen Meer. Das ist La Gomera. Die wildeste der Kanareninsel. Wenig später Ankunft in San Sebastián, der kleinen Inselhauptstadt. Hier soll schon 1492 Christoph Kolumbus mit seiner Flotte seinen letzten Halt gemacht haben, bevor er die „Neue Welt“ entdeckte.

Ausgiebig Frühstücken und gemütlich Ankommen. Schon lockt eine kleine Wanderung entlang der Küste. Traumhafte Blicke auf die quirlige Inselmetropole. Bunte kleine Häuser schmiegen sich an karge, dunkle Berge. Weiße Boote schaukeln im großen Fähr- und Jachthafen. Blauer Himmel, die Sicht ist klar. Am Horizont schimmert die Silhouette von Teneriffa. Nachmittags eine erfrischende Abkühlung am palmengesäumten Strand von San Sebastián. Bereit für mehr!

Wandern am Fuße des Roque de Agando. Der markante Vulkanfels erinnert ein bisschen an den Zuckerhut. Es geht hoch auf den Gipfel des Pico de Garajonay. Von hier wirken die umliegenden Berge wie kleine bewaldete Hügel. Nebelschwaden über der Insel. Die Nachbarn Teneriffa, La Palma und El Hierro grüßen aus der Ferne. Was für eine Kulisse! Abstieg durch einen dichten Kiefernwald nach Chipude. Ein Bergdorf am mystischen Tafelberg.

Bunte Steinhäuser in grüner Landschaft. Das Töpferdorf El Cercado. Krüge, Schalen, Becher. Alles entsteht nach uralter Tradition ohne Drehscheibe. Den Töpferinnen über die Schulter schauen. Ihre Finger glänzen von roter Tonerde. Ist ein schönes Souvenir dabei? Immer wieder tiefe Schluchten, faszinierende Ausblicke. Ziel ist das Dorf Las Hayas, bekannt für seinen köstlichen Palmenhonig.

Der Boden moosbedeckt. Ineinander verwachsene Bäume knarren mystisch im Wind. Kleine Bachläufe plätschern am Wegesrand. Unterbrechen die Stille. Geheimnisvoll, fast unheimlich. Ein Wald wie im Märchen. Ist das eine Elfe hinter dem knorrigen Baum? Plötzlich öffnet sich das Panorama des Inselnordens: Üppige, grüne Landschaft. Das „Schöne Tal“ von Vallehermoso. Obstgärten, Bananenplantagen und kleine Weinberge, umgeben von zerklüfteten Felsen und Küste. Was für ein Kontrast! Ist das noch dieselbe Insel?

Ein letzter Blick zurück nach Vallehermoso. Wie so oft ist die Landschaft getaucht in weißen Nebel. Majestätisch bäumt sich der Roque Cano auf. Fast senkrecht steht der Fels über dem Tal. Hinter jeder Kurve warten neue Abenteuer. Auf dem Königsweg geht es hinunter zu den Terrassenfeldern von Agulo. Alte Kolonialbauten, verwinkelte Gassen. Und nicht zu vergessen: der tiefblaue Atlantik. Ein Dorf wie gemalt. Vielleicht der schönste Ort der Insel.

Zeit für Müßiggang. Ausruhen in Agulo. Das Dorf auf eigene Faust entdecken. Sich Verlieren in den engen, kopfsteingepflasterten Straßen. Ein Schwatz mit den Einheimischen auf der Plaza. Den Blick über das weite Meer schweifen lassen. Einzigartige Aussichten auf die Nachbarinsel Teneriffa genießen. Wie scharf sich der imposante Vulkan am Horizont abzeichnet! Vielleicht auch ein Ausflug in das kleine gemütliche Örtchen Hermigua oder eine Wanderung zu einer der schönen Badebuchten?

Ein steiler Weg bergauf. Schwindelnde Höhen. Einen Fuß vor den anderen setzen. Aus der Puste kommen. Oben dann die Belohnung: Atemberaubenden Ausblicke auf Agulo und den Pico del Teide auf Teneriffa. Durchtamen im dichten Wald von Los Aceviños. Schatten. Kühle Leichtigkeit. Wildblumen am Wegesrand. Übernachten in einer ehemaligen Finca am Weiler von El Cedro. Direkt am Rande des Urwalds. Abends bei gutem Landwein zusammen sitzen. Den Tag Revue passieren lassen.

Im Herzen der Insel geht es durch den 5 Millionen Jahre alten Urwald. Vorbei an Lorbeerbäumen, Riesenfarnen, Baumheide, flechtenbewachsenen Ästen. Passatwolken in der Luft. Der feuchte Atem Gottes, sagen die Gomeros. Ein ständiges Spiel zwischen Licht und Schatten. Eine einzigartige, mystische Atmosphäre. Und diese Stille. Verbundenheit mit der Natur. Noch ganz verzaubert fällt der erste Blick auf das wunderschöne Valle Gran Rey. Unzählige Palmen und endlose Terrassenfelder. La Gomeras Urlaubsparadies.

Herrlicher Sonnenschein. Der Strand lockt. Glitzerndes kühles Wasser. Baden oder doch lieber Spazieren? Den feinen, schwarzen Sand unter nackten Füßen spüren. Eine kleine Wanderung durch das Valle Gran Rey führt zum Wasserfall von Arure. Dem beruhigenden Plätschern lauschen. Klingt wie Musik in den Ohren. Ein paar Fotos machen. Bleibende Erinnerungen für Zuhause. Ach, wenn man doch nur die Zeit anhalten könnte!

Der Abschied fällt schwer. Was für eine kontrastreiche Insel! Was für eine wunderbare wilde Natur! Verliebt in La Gomera. Kein Wunder, dass Christoph Kolumbus damals ein paar Tage länger blieb als geplant. Wer ebenfalls verlängern möchte, kann dies individuell tun. Anderenfalls geht es mit der Fähre zurück nach Teneriffa, um den Heimflug anzutreten. Bis zum nächsten Mal, La Gomera!